Der Anfang
"Die Möglichkeiten der Natur und die Grenzen des menschlichen Fortschritts"
- so lautete das Thema der Studienfahrt einer Schülergruppe der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule 1986.
Sie erlebten, dass in Ispra am Lago Maggiore eine Anstalt für neue Technologien der Europäischen Gemeinschaft hochaktuell und erfolgreich experimentierte. Dort hatte die Zukunft bereits begonnen.
Interessiert hörten die Schüler den Vortrag eines deutschen Physikers, Dr. Heinz Ossenbrink, Projektleiter der Abteilung "Sonnenenergie-Photovoltaik" an der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Gemeinschaft in Ispra/ Varese.
Nach ihrer Rückkehr setzten sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit der Thematik auseinander ... .
Die Entwicklung
Eine Arbeitsgemeinschaft Sonnenenergie-Photovoltaik gründete sich, Ideen wurden entwickelt, erste Elemente einer Experimentieranlage angeschafft und von Schülerinnen und Schülern 1987 in einer Projektwoche montiert: 20 Module mit einer Gesamtleistung von 912 W.
Nur ein bescheidener Beginn ... ! Für viele war damals die "Energiewelt" noch in Ordnung: Für gestern und heute Kohle und Öl, für morgen und übermorgen Atomtechnik und Kernfusion.
Inzwischen wissen wir, dieses gängige Bild von der Energiezukunft ist nicht realistisch: Wachstum hat - auch hier - Grenzen!
- Ende 1987 Kontakte mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg; erste Anregungen, wichtige Denkanstöße.
- Anfang 1988 Gespräche mit dem Institut für Solare Energieversorungstechnik an der Universität Gesamthochschule Kassel; eine damals bundesweit einmalige Einrichtung.
- Vielfältige Kontakte zum Schulträger, der Stadt Darmstadt und Förderern aus Wirtschaft und Industrie; Unkenntnis, aber auch Interesse.
Anfang 1989 wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Solare Energieversorgungstechnik an der Gesamthochschule Kassel (ISET) eine konkrete Projektstudie erarbeitet.
Das wissenschaftlich fundierte Konzept überzeugt nun auch die Förderer:
- Stadt Darmstadt
- Hessische Elektrizitäts AG
- Fa. Merck KGaA
- Sparkasse Darmstadt
- Industrie- und Handelskammer
Die Anlage
Schließlich genehmigte auch das Land Hessen den Projektantrag. Im März 1992 geht die PV-Anlage in Betrieb. Inklusive Eigenleistung (Schüler der Schule, Auszubildende der HEAG) und Spenden kostet die PV-Anlage DM 295.000,- (entsprechend 150.000 €).
Der Aufbau der PV-Anlage orientiert sich didaktisch und methodisch an den Erfordernissen des Elektrotechnikunterrichts der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule.
- 6,3 kW Netzparallelbetrieb mit 1-phasiger Netzeinspeisung
- 0,5 kW Inselnetz mit 50 Ah Speicher zum Experimentierbetrieb
- Versorgung eines Klassenraumes
- Lade- und Lastverhalten eines Akkumulators (Laderegler)
- DC/AC-Wandler (netzgeführter und nichtnetzgeführter Wechselrichter)
- Messtechnische Untersuchungen
- Messdatenerfassungssystem (Messwandler)
- Digitale Messwertverarbeitung (8 Kanal A/D-Wandler)
- Messdatenvisualisierung (Live im Internet)
Seit März 1992 wird die PV-Anlage im Elektrotechnik- und Elektronikunterricht der Heinrich-Emanuel-Merck-Schule genutzt.
Der Netzparallelbetrieb liefert jedes Jahr ca. 6.000 KWh elektrische Energie in das Versorgungsnetz. Dies entspricht einem elektrischen Energieverbrauch von zwei 4-Personen-Haushalten.