1. Was ist Biogas?

Biogas ist ein Produkt, das beim anaeroben (sauerstofffreiem) Abbau von organischen Stoffen (=Vergärung)  entsteht. Biogas ist ein Stoffgemisch aus Methan und Kohlenstoffdioxid. Der für den Biogasprozess wichtig Stoff ist hierbei das Methan, da man ihn am besten energetisch nutzen kann (sei es zur Betreibung eines BHKW oder zur direkten Einspeisung in das Erdgasnetz). Außerdem enthält das Biogas noch winzige Bestandteile von Ammoniak, Wasserstoff, Schwefelwasserstoff, Spuren von niederen Fettsäuren, Alkoholen und Wasserdampf. 

Den Ausgangsstoff für Biogas liefert meistens die Landwirtschaft, es gibt aber auch Biogasanlagen in denen Lebensmittelreste (z.B. aus der Gastronomie) zu Biogas vergoren werden. In den landwirtschaftlichen Biogasanlagen werden meistens Gülle, biomassehaltige Stoffe und eigens für Biogas angebaute Energiepflanzen (z.B. Mais oder Hirse) verwendet. Die meisten Ausgangsstoffe sind also Abfälle und somit kostenlos.

Folgende Tabelle zeigt die Bestandteile von Biogas auf.

1.1 Biogasgewinnung

Biogas entsteht in einem mehrstufigen, unter Luftabschluss stattfindenden Prozess durch Vergärung von organischen Stoffen.
Dies geschieht mit Hilfe einer Vielzahl voneinander abhängigen Bakterien (diese Bakterien kommen in der Natur z.B. in Mooren, Sümpfen und im Pansen der Kuh vor).

Der Prozess in einer Biogasanlage läuft im Prinzip in vier Teilschritten ab. An den vier Teilschritten sind verschiedene Bakterien und Enzyme beteiligt. Die Organismen der nachfolgenden Schritte verwerten die Produkte der vorangegangenen Abbauschritte und so entsteht am Ende das Biogas.

Die vier Phasen der Biogasherstellung:

1.    Verflüssigungsphase (Hydrolysephase): In dieser Phase werden die langkettigen organischen Verbindungen (Fette, Kohlenhydrate, Proteine) durch Bakterien in einfachere organische Verbindungen (Zucker, Aminosäuren, Fettsäuren) zerlegt.

2.    Versäuerungsphase: Das Produkt der vorangegangenen Verflüssigungsphase wird durch säurebildende Bakterien verstoffwechselt und zu organischen Säuren (Butter- und Essigsäure) abgebaut. Dabei enstehen Wasserstoff, Kohlendioxid und Acetat.

3.    Essigsäurephase: In diesem Schritt werden die organischen Säuren und Alkohole von Bakterien zu Kohlendioxid, Wasserstoff und Essigsäure abgebaut. Mikroorganismen benutzen den Wasserstoff nun zur Methanbildung.

4.    Methanbildungsphase: Durch Mikroorganismen wird das Produkt der Essigsäurephase zu Methan, Wasser und Kohlenstoffdioxid umgewandelt.

Das folgende Bild verdeutlicht den Vorgang bei der Biogasherstellung.

Nach diesem Prozess bleibt ein Gemisch aus schwer abbaubarem organischem Material zurück. Dies wird als Gärrest bezeichnet und findet als Dünger Anwendung in der Landwirtschaft, da noch viele Spurenelemente enthalten sind.

Um den Abbauprozess aufrecht zu erhalten, wird Abwärme aus der Stromproduktion genutzt, um die Temperatur der Biogasanlage auf einem konstanten Niveau zu halten. Die dafür nicht benötigte Wärme kann man für andere Heizzwecke verwenden (z.B. zum heizen eines Wohnhauses oder eines Stalls). Um den Wirkungsgrad einer Anlage möglichst hoch zu halten, ist eine optimale Nutzung der Abwärme und eine Temperaturregelung im Prozess von hoher Bedeutung.

Ein großer Teil der bekannten Methanbakterien hat sein Wachstumsoptimum im mesophilen Temperaturbereich zwischen 32 und 42 °C. Wenn durch Hygienisierung des Substrates gesundheutsschädliche Keime abgetötet werden sollen, so wird die thermophile Vergärung, deren Temperaturbereich zwischen 50 und 57 °C liegt, verwendet. Ausserdem wird bei der thermophilen Vergärung eien höhere Gasausbeute erreicht. Dies hat allerdings eine höhere Anfälligkeit für Störungen im Fermenter zur Folge. Des weiteren muss dafür der Fermenter isoliert und noch extern beheizt werden, um eine optimale Temperatur für die Bakterien zu schaffen.

Zur Biogasherstellung können alle Arten von Biomassen verwendet werden. Die Hauptbestandteile sollten aber

-    Eiweiße
-    Fette
-    Kohlenhydrate
-    Cellulose und Hemicellulose sein.

Zur Zeit ist der am meisten genutzte Grundstoff Schweine- und/oder Rindergülle. Es kann aber auch Mist verwendet werden. Dies sind die sogenannten Gärsubstrate.
Zusätzlich werden sogenannte Kosubstrate wie z.B. organische Rest-, Neben- und Abfallprodukte, aber auch speziell angebaute Energiepflanzen verwendet, um den Ertrag an Biogas zu steigern. Durch die Verwendung solcher Kosubstrate wird ein Kreislauf erzeugt. Zuerst werden sie zur Energiegewinnung genutzt und danch werden sie als Dünger wieder in den natürlichen Stoffkreislauf zurückgegeben.


Hier nun ein Beispiel, wie viel Leistung man aus Kosubstraten erzeugen kann.

Aus einem Hektar Mais kann man ca. 2 KW, aus einem Hektar Getreide ca. 1,5 KW und aus der Gülle einer Kuh ca. 0,15 KW elektrische Dauerleistung erzeugen.
So könnte man z.B. mit dem Ertrag eines Maisfeldes von 6000 m² Größe(die Effizienz der Biomasse ist von der Kulturfolge abhängig) und der Gülle von vier Kühen genügend Biogas herstellen, um einen Vier-Personen Haushalt mit elektrischer Energie zu versorgen.

1.2 Biogasausbeute

Die Menge an Biogas, die prodiziert wird ist von mehreren Faktoren abhängig. Zum einen kommt es auf die Zusammensetzung des Substrates an, zum anderen sind auch die Rahmenbedingungen wichtig. Dazu zählen die Temperatur, die Verweilzeit im Fermenter und natürlich die unterschiedlichen Verfahren.

Die nachfolgende Grafik zeigt die durchschnittliche Biogasausbeute der verschieden Substrate (m³ Biogas / t Frischmasse Substrat).

Schematischer Aufbau einer Biogasanlage

2. Aufbau einer Biogasanlage

Die nachfolgende Grafik zeigt den Aufbau einer Biogasanlage und die wichtigsten Teile. [1]

Dazu gehören:

  • Vorgrube
  • Feststoffdosierer
  • Fermenter
  • Gärrückstandslager
  • BHKW
Vorgrube einer Biogasanlage

2.1 Vorgrube

Die Vorgrube dient als Zwischenlager für Gülle und Kosubstrate. Zusätzlich kann man darin auch das Substrat zerkleinern, vermischen und verdünnen.

Feststoffdosierer einer Biogasanlage

2.2 Feststoffdosierer

Der Feststoffdosierer wird mit Kosubstraten (Silage, Getreide o.ä.) befüllt und fördert diese dann, je nach Einstellung eine bestimmte Menge, in den Fermenter.

2.3 Fermenter

Der Fermenter ist das Kernstück der Biogasanlage. In ihm findet der eigentliche Vorgang bei der Biogasherstellung statt. In seinem inneren bauen viele Billionen Bakterien die organischen Bestandteile des Eingangsstoffes ab und setzten Methan, das Biogas, frei.

Im Fermenter müssen Folgende Bedingungen erfüllt werden:

-    Sauerstoff- und Lichtausschluss
-    Durchmischung    
-    Gleichmäßige Temperatur
-    Feuchtes Milieu
-    Bereitstellung einer ausreichenden Verweilzeit

Schema eines Fermenter
Fermenter einer Biogasanlage
Gärrückstandslager einer Biogasanlage

2.4 Gärrückstandslager

Im Gärrückstandslager werden die Reste der Gärung gelagert. Von dort aus werden sie als Dünger auf die Felder ausgebracht, da sie noch wertvolle Stoffe enthalten.

BHKW

2.5 BHKW

Im BHKW wird zunächst das erzeugte Biogas gereinigt und entschwefelt um den Reinheitsgrad zu erhöhen. Danach wird das Biogas im BHKW verstromt. Die Abwärme die dabei entsteht, kann man zum Heizen des Fermenters, von Ställen und Wohnhäusern benutzen.

3. Funktionsweise einer Biogasanlage

Eine Biogasanlage vergärt pflanzliche und tierische Rückstände zu Biogas, um dieses dann in Strom und Wärme umzuwandeln.

Schema der Funktionsweise einer Biogasanlage
Video zur Erklärung der Funktionsweise einer BGA
Video zur erklärung der Funktionsweise einer BGA
Schema der Funktionsweise einer BGA

Am Anfang des Prozesses steht das Substrat. Diese besteht aus dem Gärsubstrat und Kosubstrat/en. Diese Mischung wird in den Fermenter gefüllt, wo es mit Hilfe von verschiedenen Bakterien in mehreren Schritten zu Biogas umgewandelt wird. Das Biogas wird dann gereinigt und kann dann mit einem BHKW zu Strom umgewandelt werden. Die dabei entstehende Abwärme kann zu Heizzwecken genutzt werden. Zum einen zum heizen des Fermenters, aber auch zum heizen für Wirtschaftsräume und Wohnhäuser. Eine relativ junge Art der Biogasverwendung ist es, das Biogas direkt in das Erdgasnetz einzuspeisen.

4. Wirtschaftlichkeit

Wenn man eine Biogasanlage plant, sollte man zunächst einige Punkte überdenken, um Anhaltspunkte zur Wirtschaftlichkeit der Anlage zu bekomm

  • Welche Menge an Substrat fällt an?
  • Gibt es Kosubstrate (sind sie evtl. auf dem Betrieb vorhanden)?
  • Gibt es genügend Flächen zur Produktion und zur Lagerung des Substrates?
  • Ist der Betrieb einer Biogasanlage arbeitswirtschaftlich möglich ?
  • Ist es notwendig, das Substrat zu hygienisieren?
  • Wie hoch ist der Wärmeverbrauch in Haushalt und Betrieb?
  • Gibt es Möglichkeiten der Investitionsförderung?
  • Gibt es Referenzanlagen in der Umgebung, die man besichtigen kann?
  • Wie sind zur Zeit (und in der Zukunft) die Preise für Energie?

 

Die Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage ist sehr schwierig zu bestimmen, da sie von Anlage zu Anlage verschieden ist. Deshalb stellt man detaillierte Aufstellungen von Kosten und Nutzen auf. Aus diesen Gründen  kann man eine Biogasanlage nicht von der „Stange“ kaufen sondern muss sie individuell und vor allen Dingen sorgfältig geplant werden. Dabei muss man mit möglichst genauen und realistischen Werten rechnen und es müssen Faktoren wie Reparatur, und Betreuungsaufwand sowie die Kosten für nachwachsende Rohstoffe berücksichtigt werden.
Die folgende Auflistung gibt einen Überblick über jährliche Kosten und Erlöse, die bei einer Wirtschaftlichkeitsberechnung hilfreich sind.

Jährliche Kosten

  • Kapitalgebundene Kosten:
         Auf  Grundlage der Investitionskosten für Bau, BHKW und Technik
  • Betriebsgebundene Kosten:
        Wartungs- und Betriebskosten bezogen auf Bau, BHKW und Sonstiges sowie Lohnkosten
  • Verbrauchsgebundene Kosten:
        Kosten für Eigenstrombedarf sowie für Anbau und Ernte von Energiepflanzen als Kosubstrate 
  • = Summe jährlicher Ausgaben

 

Jährlicher Erlöß

  • Ertrag aus Stromverkauf:
        Vergütung gemäß des Erneuerbaren Energien Gesetztes 
  • Ertrag aus Wärmenutzung:
        Einsparung an Heizöl
  • Erlöse aus dem Einsatz von Kosubstraten 
  • = Summe jährlicher Einnahmen

5. Planung

Bei der Planung einer Biogasanlage ist auf mehrere Faktoren zu achten.

5.1 Größe der Anlage

Die Größe der Anlage ist abhängig, vom Betrieb der sie betreiben will. So gibt es z.B. Einzelanlagen für Landwirtschaftliche Betriebe, welche dann mit Betriebseigenen Substraten betrieben werden, aber auch große Gemeinschaftsanlagen, deren Betreiber dann aber Substrate zukaufen müssen. Die elektrische Leistung erstreckt sich von ca. 30 KW bei einer Einzelanlage bis hin zu mehreren MW bei einer Großanlage. Zur Zeit liegt die durchschnittliche installierte Leistung bei Neuanlagen bei ca. 330 KW.                                    
Das Volumen des Fermenters ist von der Substratart und der Substratmenge sowie der Verweildauer abhängig. Man kann es durch die tägliche Substratzugabemenge und die Verweilzeit berechnen.

5.2 Stromerzeugung

Die Produktion des Stroms ist natürlich von der Biogasmenge abhängig. So kann z.B. eine Kuh 400-500 m³ Biogas und somit 1,5 bis 2,2 KWh Strom / m³ Biogas erzeugen.

5.3 Investitionen und Erlöse

Die Investitionskosten für eine Biogasanlage betragen zwischen 2000 und 5000 € pro KW installierter Leistung. Diese Kostens sind abhängig vom insatllierten Motorentyp.
Mit einer Anlage die im Jahr 7000 Stunden läuft, können bis zu einer Million KWh Strom erzeugt werden.

Die folgende Grafik zeigt die Vergütung pro KWh  bei verschiedenen Anlagengrößen [2]

5.4 Finanzierung

Die Errichtung einer Biogasanlage wird durch Einzelmaßnahmen der Bundesländer gefördert (Bsp.NRW Zuschuss 15 % der Investitionskosten, max. 50000 €).

6. Zukunft und aktueller Stand der Biogastechnik

Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der Biogasanlagen stark gestiegen. Im Jahr 2006 waren laut BMU ca. 3300 Anlagen in Deutschland in Betrieb. Am ende des Jahres 2007 waren es sogar 3750 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 1250 MW. Das Gas dieser Anlagen wird zur Strom- und Wärmeerzeugung sowie als Heizgas (Einspeisung ins Erdgasnetz) genutzt. Am Ende des Jahres 2008 sollen es ca. 4000 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 1300 MW  sein. Dies wäre, im Vergleich zum Jahr 2000, einer Vervierfachung.

Die Grafik zeigt den Anlagenbestand und die installierte elektrische Leistung. [3]

7.1 Beispielanlage in Darmstadt-Wixhausen

Die Biogasanlage in Darmstadt-Wixhausen ist die erste Anlage in Hessen, die Biogas direkt ins öffentliche Erdgasnetz einspeist.

Die HSE hat das 13.500 m² große Gelände von einem Wixhäuser Landwirt gepachtet und darauf die Biogasanlage von der Firma ÖKOBiT errichten lassen.. Der Betreiber dieser Anlage ist die HSE, aber der Landwirt ist für die Befüllung und Kontrolle der Anlage und der Prozesse, die in ihr stattfinden, sowie die Beschaffung der Substrate verantwortlich.

Logo: HEAG Südhessische Energie
Homepage der HSE
Animation einer Biogasanlage
Logo: Ökobit
Homepage der Firma Ökobit
Lageplan
Fahrsilo
Fermenter
Feststoffdosierer
Gaswaschanlage

Pro Jahr werden in der Anlage 13.400 Tonnen Biomasse (davon 2.600 t flüssiges Substrat (Schweinegülle) und 10.800 t festes Substrat (Maissilage und GPS)) in 2,5 Mio. m³  Biogas umgewandelt. Dieses wird dann in das reguläre Erdgasnetz eingespeist. Pro Stunde werden 300 m³ Gas in der Druckwasserwäsche gereinigt. Ein BHKW, wie sonst in Biogasanlagen üblich, gibt es in der Wixhäuser Anlage nicht. Im Fermenter herrscht eine Temperatur von ca.  40 °C. Es wird also mit dem mesophilen Verfahren gearbeitet.

 

In dieser Anlage gelangt das Substrat (Schweinegülle) direkt über eine Rohrleitung in den Fermenter. Die Verweildauer beträgt jeweils 40 Tage in Fermenter und Nachgärer. Pro Tag werden der Anlage 29 Tonnen Mais zugeführt. Die Menge der zugeführten Schweinegülle beträgt 15 m³ pro Woche.

 

Im Jahr 2008 wurden 200 Hektar Mais für die Biogasanlage geerntet. Es werden aber auch kleinere Mengen an Grünroggen und Hirse zur Biogasherstellung verwendet.

 

Zu der Anlage gehören ein 190m auf 34m großes Fahrsilo in dem nachwachsende Rohstoffe (überwiegend Maissilage) gelagert werden. Zu diesem Fahrsilo gehört eine Fahrzeugwaage, mit der die Menge des angelieferten Materials  gemessen wird. Außerdem wurden  natürlich ein Fermenter, ein Nachgärer (Dies ist im Prinzip ein Fermenter der nicht beheizt wird), eine Gaswaschanlage, eine Fackel (über sie wird weniger qualitatives Gas verbrannt) sowie eine Anlage zur Einspeisung des Gases in das Erdgasnetz gebaut. Voraussichtlich soll die Anlage, noch im Jahr 2009, um einen dritten Gärbehälter erweitert werden.

 

Die Investitionskosten für  diese Anlage liegen bei über 3,5 Mio. €. Selbstverständlich trägt diese Anlage auch dem Klimaschutz bei. Mit ihr werden jährlich 3.500 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Die Biogasanlage wurde im Dezember 2007 in Betrieb genommen, die Druckwasserwäsche im April 2008.   

 

Fermenter
Blick über die Anlage
Fahrsilo
Maschinenhaus

7.2 Beispielanlage in Groß-Gerau/Wallerstädten

Die Biogasanlage in Groß-Gerau/Wallertstädten nutzt das produzierte Biogas anders, als die Anlage in Darmstadt Wixhausen. Das entstande Biogas wird, so wie normalerweise üblich, in zwei BHKWs verstromt. Daebi entstehen rund 1086 kW elektrische Leistung und 1090 kW Wärmeleistung. Pro Jahr werden so ca. 8,3 Mio. kW Strom und 8,3 Mio. kW Wärme erzeugt. Von den 8,3 kW Wärme werden ca. 2 Mio. kW für die Anlage selbst benötigt und noch einmal ca. 2 Mio. kW Wärme gehen an die Kräutertrocknung eines benachbarten landwirtschaftichen Betriebs. Es wäre aber auch möglich, die enstandene Wärme als Fernwärme oder für das Nahwärmenetz zu nutzen. Die Vertstromung des Gases erfolgt mittels zweier BHKWs mit angekoppelten Generatoren. Diese Biogasanlage wurde, wie die Wixhäuser Anlage, von der Firma Ökobit gebaut. Der Betreiber ist in diesem Fall jedoch nicht die HSE, sondern die GGV (Stadtwerke Groß-Gerau Versorgungs GmbH).

 

Die Anlage wird mit Rohstoffen aus Wallerstädten und Umgebung betrieben. Dazu gehören Mais, Grünroggen, Zuckerhirse und Zuckerrüben. Pro Jahr werden ca. 13.000 t Energiepflanzen benötigt. Reststoffe wie z.B. Gülle oder Lebensmittelabfälle werden nicht verwendet.

 

Durch diese Biogasanlage werden pro Jahr ca. 10.000 t Kohlendioxid eingespart. Die Bauzeit für die Anlage betrug 7 Monate und sie wurde im Juli 2008 in Betrieb genommen.Gebaut wurden drei Fermenter, ein Maschinenhaus, in dem die BHKWs und eine Werkstatt untergebracht sind und mehrere Fahrsilos. Die Investitionskosten liegen bei ca. 3 Mio. €.

Faultürme

Das Gruppenklärwerk Bensheim gewinnt seit 1996 Strom aus den Gasen, die bei der Zersetzung des Klärschlamms entstehen Strom. Dieser Strom wird erzeugt, indem die Klärgase in einem Motor(BHKW) verbrannt werden und somit ein Generator angetrieben wird. Die Anlage kann zwar nicht den Bedarf der Kläranlage decken, trotzdem wird der erzeugte Strom an den öffentlichen Netzbetreiber verkauft, allerdings wird der Strom nur rechnerisch in das öffentliche Netz eingespeist, physikalisch gesehen wird der erzeugte Strom auch wieder an Ort und Stelle verbraucht. Somit senkt die Klärgasanlage nur die Stromkosten, nicht den Stromverbrauch oder lässt die Kläranlage zum örtlichen kleinen Kraftwerk werden.

7.3.1 Beschreibung/Funktionsweise

Primärschlamm

In einem biologischen Prozess wird mit Hilfe vieler verschiedener Bakterien der Klärschlamm zersetzt. Dabei wird das sogenannte Klärgas freigesetzt. Es besteht zu 66 Prozent aus Methan (CH4) und zu 32 Prozent aus Kohlendioxid (CO2). Dieses Klärgas wird gefiltert, erhitzt und in einem umgerüsteten Dieselmotor verbrannt, der Motor treibt eine Welle an, die einen Generator betreibt. Mit der Abwärme des Motors werden die Klärgase aufbereitet, diese Wiederverwendung der Abwärme erhöht die Effizienz der Anlage weiter. 

Sekundärschlamm
Überschussschlamm Konzentrator

7.3.2 BHKW

Hier werden als BHKW (Block-Heiz-KraftWerk) umgerüstete Dieselmotoren verwendet. Es sind fortwähren zwei Motoren in Betrieb, während ein dritter als Ersatz dient. Der Dieselmotor (ähnlich eines LKW- Dieselmotors) des Herstellers MWM (Typ: 229), der bei 2500U/min 114kW leistet, wurde auf den Betrieb mit Gas umgerüstet und an einen Generator angeschlossen. Das BHKW hat eine Nennleistung von maximal 68,75kW/h, tatsächlich liefert es 50kW/h die in das Netz eingespeist werden. Jährlich liefern die BHKWs 800.000kW/h.

Gasspeicher
BHKW (geschlossen)
BHKW (offen)
BHKW Schema

7.3.3 Wirtschaftlichkeit

Eine solche Klärgasverwertung hat nicht nur energietechnische, sondern auch wirtschaftlische Vorteile. Wie lukrativ die Anschaffung und der Betrieb der Anlage tatsächlich ist zeigt sich, wenn man die unten aufgeführte Rechnung betrachtet (die Rechnung basiert auf den reellen Zahlen).   

 

 Wirtschaftlichkeitsberechnung:

 Anschaffungskosten BHKW 167.000 €

Kalkulatorische Abschreibung 167.000€ : 10 Jahre = 16.700€ * 3BHKW=50.100€

Kalkulatorische Zinsen (7%) 167.000€ : 2 * 0,07 = 5.845€ * 3BHKW= 17.535€

Wartung 5.000€

Personalkosten 2.600€

Jährliche Gesamtkosten 75.235€ 

Jährlicher Stromgewinn BHKW 800.000 kW/h*0,103€ pro kW/h = 82.400€

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Kosten : -75.235€/Jahr

Einnahmen: +82.400€/Jahr

Gewinn: +7.165€ /Jahr

Quelle: KMB, Hr. Zimmermann, Stellvertretender Leiter der Kläranlage

 

Wie aus der oben aufgeführten Rechnung zu entnehmen ist, verursacht die Anlage jährlich Koste in höhe von 75.235€, erwirtschaftet durch ihre Stromerzeugung  jährlich Einnahmen in Höhe von 82.400€, somit bedeutet dies ein Gewinn von 7.165€ pro Jahr. Folglich lohnt sich die Anlage ab Inbetriebnahme.

 

7.4 Beispielanlage Griesheim

Silos

Der Grundstein der Biogasanlage in Griesheim wurde am 26. April 2007, durch die Überreichung der Baugenehmigung des zuständigen Kreisabgeordneten Christel Fleischmann, gelegt. Die Anlage befindet sich in unmittelbarer Nähe des Böllenhofs in Griesheim auf einer Fläche von etwa 16.000m². Der Bauherr der Biogasanlage ist die Bio-Energie-Erzeugung(BEE) GmbH Griesheim.

Die Gesamtkosten betrugen für die Biogasanlage 1,385 Millionen Euro und für das Wärmenetz 400.000 Euro, dabei gewährte das Land Hessen eine finanzielle Förderung von 175.000 Euro.

 

Eingang

Die angelieferten gehäckselten Rohstoffe werden in einem Silo luftdicht eingelagert. In einem Femeter, einem geschlossen Behälter, wird die gehächstelte Biomasse täglich mehrmals nachgefüllt, gerührt und auf 42 Grad erwärmt.

In einem Zeitraum von 60-80 Tagen zerlegen Bakterien die abbaubaren Inhaltsstoffe der Pflanzen über mehrere Stufen zu Biogas. Dieses besteht aus durchschnittlich 53 % Methan. Das gereinigte Biogas wird in einen Gasmotor(Leistung rund 250 Kilowatt) geleitet und dort in Elektischen-Strom umwandelt, welcher direkt in das öffentliche Netz eingespeist wird.

 

Flachsilos

Die Abwärme aus den Abgasen und der Kühlung des Motors werden über einen Wärmetauscher genutzt und dienen zur Heizung und Warmwasseraufbereitung der zehn beteilligten landwirtschaftlichen Betriebe. Übriggebliebene Feststoffe werden bei den naheliegenden Landwirten zur Düngung der Felder benutzt.

Durch diesen Vorgang werden jährlich 1 Millionen Kubikmeter Biogas und damit jeweils über 2 Millionen Kilowatt Strom und Wärme produziert; Das entspricht einem jährlichem Verbrauch von 500 Durchschnittshaushalten!

Dabei werden pro Jahr ca.1000 Tonnen Kohlendioxemissionen eingespart.

Bis zum 30.Juni 2009 wurden 2,6 Millionen Kilowattstunden Strom Produziert und in das öffentliche Netz eingespeist.[4]

[1] http://www.bio-energie.de/cms35/Anlagentechnik.1453.0.html

[2] www.schlattmann.de/biogas/abb8-001.jpg

[3] www.bio-energie.de/cms35/index.php

[4] www.echo-online.de/3/template_detail.php3?id=778421&search_text=biogasanlage